
Über das Nicht-Hinterherkommen und den Wunsch nach Unproduktivität
Wie der Regelmäßigkeit meiner Blogeinträge zu entnehmen ist, gibt es bestimmte Dinge, die ich nicht so regelmäßig tue, wie ich gerne würde.
Ich staue Whatsapp Nachrichten an, horte Bücher neben meinem Bett, die ich lesen will, in meinem Kühlschrank ist noch Gemüse, das dringend gegessen werden muss und immer, immer ist da dieses Gefühl, nicht genug gemacht zu haben. Täglich nehme ich mir diese komische Effektivitätsregel vor, die ich mal irgendwo gelesen hab: »Mache alles, was weniger als 5 Minuten dauert, sofort«. Aber was ist, wenn man spürt, dass man gedanklich und emotional grade keinen Platz hat, sich damit auseinanderzusetzen? Wie schaffen es Leute, drei mal die Woche etwas bei Social Media zu posten? Und wie kann man in so einem Modus eigentlich noch kreativ sein?
Wenn ich mit meinen Freund*innen rede, sagen wir manchmal, dass dieses »Keine Zeit zu haben« das »Erwachsenenleben« ist, vor dem sie uns immer gewarnt haben. Sie. Die Erwachsenen. Wenn ich als Kind zu meiner Mutter gesagt habe »Mir ist langweilig« hat sie gesagt »ich wünschte, mir wäre mal langweilig«. Ist es das? Wünsche ich mir Langeweile? Nein. Eigentlich wünsche ich mir das Gefühl, meine Zeit nicht produktiv nutzen zu müssen. Und dann denke ich, dass das eigentlich der beste Weg wäre, um gegen den Kapitalismus zu rebellieren: Einfach nicht produktiv sein. Ich liebe meine Arbeit und ich hasse es, dass die Frage, ob ich sie weitermachen darf und kann, davon abhängt, wie gut ich in einem System funktioniere und wie gut ich ein System bediene, das ich eigentlich mit dem, was ich tue, untergraben will. Und dabei schwirrt mir immer wieder der Satz »Es gibt kein richtiges Leben im Falschen« von Adorno im Kopf umher.