ERDgespräche
Ich liebe ja diese Geschichten, in denen man irgendwas kleines macht und daraus dann was Großes entsteht. So kam es, dass wir im Dezember 2023 bei einem recht schlecht besuchten Poetry Slam in Tübingen waren dafür aber ziemlich gute Poet*innen hören durften. Ich hab an dem Abend Nullsummenspiel gespielt.
Eine Ansage, die ich immer vor Nullsummenspiel mache ist, dass ich erzähle, dass in Deutschland jedes 5. Kind von Armut betroffen ist, was bedeutet, dass in einer Klasse mit 25 Kindern 5 davon von Armut betroffen sind und ich eins von diesen 5 Kindern war. Danach haben wir mit einer Poetin, Katharina Wenty, gesprochen, die mit den Worten „Ich war auch eins der 5 Kinder“ das Gespräch begonnen hat. Ich merke direkt, wie ich emotional werde, wenn ich das schreibe, weil uns genau das so oft passiert ist und daraus die spannendsten Gespräche und schönsten Verbindungen entstanden sind. So auch hier. Katharina hatte uns dann direkt eingeladen, bei ihr und ihrem Freund unterkommen zu können, falls wir mal in Wien sein sollten.
Wir haben uns gefreut aber auch gesagt, dass wir nicht glauben, dass wir in absehbarer Zukunft in Wien sein würden. Wie sehr wir uns getäuscht haben, harhar. Mitte Februar, also knapp zwei Monate später haben wir dann den Protestsongcontest gewonnen und nunja. Plötzlich waren wir doch recht viel in Wien und als ich im Juli beim Wiener Kultursommer gespielt hab, haben wir das Angebot von Katharina dankend angenommen und waren ein paar Tage bei ihr.
Katharina hatte letztes Jahr einen Auftritt bei den so genannten ERDgesprächen. Eine Veranstaltung, die zum Ziel hat, Menschen, die sich aktiv für den Klimaschutz einsetzen oder einsetzen wollen, zusammenzubringen, zu vernetzen, zu informieren aber besonders auch zum gemeinsamen Handeln zu inspirieren und zu motivieren. Obwohl ich in meinem Repertoire bisher ja kein Lied zu dem Thema hatte, fand sie, dass ich dort auftreten soll und hat das der Initiatorin vorgeschlagen. Und so haben wir uns, nach meinem Auftritt beim Wiener Kultursommer, plötzlich auf einer Dachterrasse über den Dächern Wiens wiedergefunden, bei eben jener Initiatorin, die uns sehr viel über den Abend und dessen Bedeutung erzählt hat.
Nun hatte es sich zugetragen, dass ich tatsächlich vor über zwei Jahren mal angefangen hatte, ein Lied zu schreiben. Das Lied ist damals aus dem Gedanken entstanden, dass man durch eine positive Erwartungshaltung an sein Gegenüber, die Wahrscheinlichkeit massiv erhöht, dass das Gegenüber diese Erwartung erfüllt. (Andersrum klappt das übrigens auch ganz wunderbar) Deswegen dachte ich, ich schreibe ein Lied darüber und versuche einfach daran zu glauben, dass die Menschen es doch noch schaffen, die Klimakatastrophe abzuwenden und "dass wir in Einigkeit leben und gemeinsam nach dem Glück streben werden".
So weit so gut, gab es von diesem Lied genau eine Strophe und sowas ähnliches wie ein Refrain. Das haben wir Angie, der Initiatorin der ERDgespräche, vorgespielt und daraufhin hat sie mich eingeladen dort den Abschluss des Abends mit diesem Lied zu gestalten. Jonas und ich haben mal wieder mit absoluter Präzision für den letzten möglichen Moment das Lied HEUTE fertig geschrieben und ich muss wirklich sagen, dass ich es schon jetzt sehr lieb gewonnen hab. Es ist eine Ode an die Utopie, an den Glauben an das Gute. Es trägt den Titel "Das Ende der Welt" und ob ich es noch so gut geübt bekomme, es am Donnerstag vor ehh... ich glaube über 500 Leuten fehlerfrei und auswendig zu spielen, lass ich euch natürlich genau hier wieder wissen!