Laura Braun Liedermacherin und Liedermacher

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ERDgespräche 2024 - Das Ende der Welt?

Das Ende der Welt

Vor über zwei Jahren sind die ersten zwei Strophen von „Das Ende der Welt“ entstanden. Es war ein Moment, in dem ich dem Weltschmerz, dem eigenen Pessismismus und dem Gefühl der Hilflosigkeit im Angesicht der sich häufenden Katastrophen und Krisen als Folge der Klimakrise so überdrüssig war, dass ich eine positive self-fulfilling prophecy in die Welt setzen wollte, eine Utopie.

Das Lied ist lange liegen geblieben und war, um ehrlich zu sein, fast schon in Vergessenheit geraten, bis wir mit Angie, der Initiatorin von den Erdgesprächen gesprochen haben. Das Lied haben Jonas und ich dann sage und schreibe zwei Tage vor den ERDgesprächen fertig geschrieben - ich bin ja wirklich jedesmal überrascht, wie sowas funktioniert. Dass es funktioniert.

ERDgespräche

Und dann wars soweit.

Selten hat mich eine Veranstaltung so nachhaltig beschäftigt wie die Erdgespräche. An dem Tag selbst war ich unglaublich übermüdet, weil wir die Nacht im Zug verbracht und direkt vom Bahnhof zum Soundcheck kamen, aber in dem Moment, als es abends losging, war ich hellwach - Adrenalin ist doch ein Pfundszeug.

Da ich früh hinter die Bühne musste und panisch immer wieder den Text durchgegangen bin, hab ich erst beim Ansehen der Aufzeichnung begriffen, wie gut das Lied dort hin und in diesen Moment gepasst hat. Wurde in allen Vorträgen deutlich, wie niederschmetternd unfair die Welt ist, wie Großkonzerne auf alles sch**** um Profit zu machen und wie sofort wir anfangen müssen, mit dem Wahnsinn des ewigen Wachstums aufzuhören, so war die Abschlussrunde trotzdem eine voller Hoffnung und dem Wissen darum, dass wir diese Welt, von der wir träumen, kreieren müssen und nicht den Kopf in den Sand stecken dürfen. Ich habe so einen tiefen Respekt vor diesen mutigen Menschen, die ihr Leben diesem ermüdenden und teilweise gefährlichen Kampf widmen.

ben-gabriel-lina

Ben Rawlence, der als erster gesprochen hat, hat immer wieder betont, wie wichtig es ist, Umweltschutz zu etwas zu machen, das mehr Spaß macht, als die Umwelt zu zerstören. Wichtiger noch, den Menschen begreiflich zu machen, wie gut es ihnen geht, wenn sie im Einklang mit der Umwelt leben. In seinem Vortrag ging es viel um Wälder und die Wirkung, die sie auf uns haben, das sie uns emotional regulieren. Ich gehe mindestens 3 Mal die Woche in den Wald und seit ich Bens Vortrag gehört habe, ist richtig was mit diesen Waldbesuchen passiert. Ich spüre mehr rein, nehme wahr, was mit mir passiert, wenn ich im Wald bin. Was für eine unglaubliche Quelle der Ruhe und Energie dieser Ort für mich ist und es macht mich unfassbar traurig, wie viel Waldfläche verloren geht, damit wir noch ein und noch ein Regal bei Ikea kaufen können. Lina Burnelius hat einen unglaublichen Vortrag über das Greenwashing, das die schwedische Regierung betreibt und die Bedrohung der schwedischen Wälder gehalten und am Ende kam Gabriel Paun. Der Vortrag von Gabriel hat, glaube ich, alle sprachlos zurückgelassen. Er hat sehr deutliche Worte dafür gefunden, dass wir längst im Worst Case Szenario angekommen sind, aber am Eindrücklichsten waren wohl seine Erzählungen über das, was ihm als Aktivist, als Waldschützer, alles zugestoßen ist. Mit was für einer Gewalt und Vehemenz die Konzerne versucht haben, ihn aus dem Weg zu räumen. Ich bitte euch wirklich inständig, schaut euch die Aufzeichnung an.

Gedanken

Ich weiß noch, wie ich aufgehört habe Fleisch zu essen und was für ein langer Weg zwischen »Eigentlich will ich kein Fleisch mehr essen« und »ich esse kein Fleisch mehr« lag, aber besonders auch, wie viel besser ich mich seit dieser Entscheidung gefühlt habe, weil ich nicht dauernd in dem Spannungsfeld zwischen dem, was ich für richtig halte und dem, was ich tue, leben musste. Das eine ist natürlich die Bequemlichkeit, die eigenen Routinen zu verändern, das andere ist aber, sich wirklich und wahrhaftig vor Augen zu führen, welche Folgen das eigene Handeln hat, was ja oft gar nicht so leicht ist, weil wir zu vielem davon keinen Zugang und kein Wissen haben. Ich finde es sehr problematisch, dass der eigentliche Wunsch der allermeisten Menschen, sich umweltbewusst zu verhalten, so krass verkapitalisiert wird und wir mittlerweile an einem Punkt angekommen sind, wo man sich das gute Gewissen eben leisten können muss. In Form von Bio Lebensmitteln und Elektroautos.

»Verzicht« macht keinen Spaß, aber wie Ben gesagt hat, muss Spaß da sein. Und deswegen ist es auch so wichtig, in Umweltschutz keinen Verzicht zu sehen sondern die Perspektive zu verändern. Uns nicht vorzustellen, wie schlimm es wäre, wenn wir nicht mehr überall mit dem Auto hinfahren könnten, sondern wie schön es wäre, wenn die Stadt wieder den Menschen gehören würde. Es keinen Verkehrslärm gäbe, dafür aber viel mehr Bewegungsfreiheit. Uns nicht vorzustellen, wie schlimm es wäre, wenn wir nicht mehr in den Urlaub fliegen könnten, sondern wie schön es wäre, wenn die Wälder vor unserer Haustür nicht zugrunde gehen. Und genau diesen Perspektivwechsel soll »Das Ende der Welt« in sich tragen. Auf dass wir endlich richtig Lust bekommen, diese einzige Welt, die wir haben und damit unsere Lebensgrundlage zu retten. Deswegen: Schaut euch die Aufzeichnung der Erdgespräche an, hört natürlich in »Das Ende der Welt« rein und spread it. Spread the news, dass das Ende der Welt, wie sie gestern noch war, angebrochen ist.

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